Ras el-hanout
Nach wenigen Minuten
bin ich wieder in den Souks und überrascht stelle ich fest, welche
Geschäftigkeit in den schmalen Gassen schon wieder herrscht. Auch um diese
Uhrzeit knattern die Mopeds, Gemüsehändler schieben Handkarren zu ihren Ständen
und die Metzger bearbeiten Hühnchen, Lamm- und Kamelfleisch mit Hackbeilen und
Messern. Ein süßlich-stechender Geruch erfüllt die Luft, Benzin mischt sich mit
Blut, Gewürze mit Marihuana.
Fasziniert bleibe ich
bei einem älteren Gewürzhändler stehen, der mit einer Kelle aus verschiedenen
Bottichen schöpft und sein eigenes, ganz spezielles Ras el-hanout herstellt,
jene Gewürzmischung mit allen Düften des Orients, die, manchmal über vierzig
Bestandteile enthaltend, immer ein bestgehütetes Geheimnis ist und alle Speisen
auf eine unglaubliche Weise veredelt.
So beschreibe ich in
meiner Erzählung „Nacht über Marrakesch“ Eindrücke vom Besuch
der Souks in Marrakesch.
Ein ähnliches Erlebnis mit einem Gewürzhändler hatte
ich jedoch im "Souk Berbère" von Inezgane. Kaum hatte der
Händler mein Interesse bemerkt, lud er mich zu einem Gläschen Tee ein. Er
sprach ein paar Brocken Englisch, ich flocht meine rudimentären
Französisch-Kenntnisse in das Gespräch ein und zusammen mit Händen und Füssen ergab
sich eine halbwegs gelungene Kommunikation. Sogar ein kleiner Handel über den
Preis des Ras e-hanoutkam zustande, der beide Seiten zufriedenstellte – auch
wenn mit klar ist, dass ich immer noch zu viel bezahlt hatte.
Ras el-hanout bedeutet „Kopf des Ladens“, denn traditionell
wird die Mischung nur vom Chef des Gewürzladens persönlich hergestellt. Und so
kommt es, dass keine Zusammensetzung der anderen gleicht und jeder Händler ein
Geheimnis aus seinen Zutaten und Mischungsverhältnissen macht. Bis zu 25
verschiedene Gewürze können im Ras el-hanout enthalten sein; einige davon sind
im deutschsprachigen Raum nur sehr schwer erhältlich. Die Mischung kann süße,
scharfe und bittere Aromen enthalten. Übliche sind: Muskatnüsse, getrocknete
Rosenknospen, Zimtstangen, Macis, Anis, Gelbwurz, Veilchenwurzel (eigentlich
Schwertlilienwurzel), Chilischoten, Lavendelblüten, Weißer Pfeffer, getrocknete
Ingwerwurzel, Gewürznelke, Pimentkörner, Kardamomkapseln und Galgantwurzel,
Kreuzkümmel, Kümmel und Rosenpaprika.
Ich habe schon viel mit Ras el-hanout experimentiert. Dem
Anfänger empfehle ich Hähnchen mit Ras el-haout-Kruste. Dazu einfach weiche
Butter (ca. 40 g.), 1 EL Olivenöl, 1 EL Ras el-hanout, ca. 40 g Semmelbrösel,
gehackte glatte Petersilie und gehackte Minze mischen. Das Hähnchen mit Salz
und wenig Pfeffer würzen und bei Ober- und Unterhitze ca. 20 Minuten im Ofen
vorgaren – sonst verfliegt das Aroma der Gewürze. Dann die Gewürzpaste
aufstreichen und für 10 Minuten unter den Ofengrill legen.
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