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Lava-Wein: Ein Malvasier aus Lanzerote

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„Wein ist für Lanzarote sehr wichtig!“, meint unser Guide mit einem verschmitzten Lächeln. Nach einer kleinen Pause, in der er die fragenden Gesichter seiner Gäste betrachtet, fügt er hinzu: „Hier gibt es nämlich kein Wasser. Was sollen wir also trinken.“ Er hat die Lacher auf seiner Seite. Doch halt: Wein braucht Sonne und Wasser, um zu reifen! Der Guide hat die Frage natürlich vorausgesehen und setzt zu einer blumigen, ausführlichen Erklärung an, die hier nur verkürzt wiedergegeben werden soll: Durch den Passatwind, der so kühl ist, dass die Luftfeuchtigkeit am warmen Boden kondensiert, erhält die Rebe das notwendige Wasser. Um diesen Effekt zu verbessern, wird zusätzlich Asche auf die Böden gestreut. Damit wäre diese Frage also auch geklärt und wir können weiter zur Weinprobe gehen, auf die ich schon sehr gespannt bin. Denn Wein kann ich mir auf der Vulkaninsel Lanzarote nun wirklich nicht vorstellen. Wir sind in der „Bodega Rubicon“, eines der bekanntesten Weingüter au

Kochen: die älteste Kunstgattung

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Aus der "Kultursuppe" werden die "GaumenGeschichten" Lange Zeit lag dieser Blog brach, doch nun erlebt er eine Wiedergeburt unter neuem Namen: "GaumenGeschichten" "Beim Kochen handelt es sich um ein Medium, das anderen hohen Kunstgattungen wie Musik, Malerei oder Poesie gleichwertig ist". Dieser Satz stammt von dem österreichischen Künstler Peter Kubelka, der in seiner Funktion als Professor für "Film und Kochen als Kunstgattung" an der Städelschule in Frankfurt seine Student*innen nicht nur im Kunstschaffen, sondern auch in der Kochkunst ausbildete. Kubelka war überzeugt: "Kochen ist die älteste Kunstgattung. Älter als Höhlenmalerei. Kochen ist die Mutter der Philosophie, der Chemie, der Physik. Kochen ist Dichtung, Transformation."  Und so soll sich dieser Blog der Kulinarik und den Geschichten dahinter widmen. Geschichten in Form von Erzählungen, Reportagen, Hintergrundberichten. Ganz im Sinne von Peter Kubelka werden Essen

Ras el-hanout

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Nach wenigen Minuten bin ich wieder in den Souks und überrascht stelle ich fest, welche Geschäftigkeit in den schmalen Gassen schon wieder herrscht. Auch um diese Uhrzeit knattern die Mopeds, Gemüsehändler schieben Handkarren zu ihren Ständen und die Metzger bearbeiten Hühnchen, Lamm- und Kamelfleisch mit Hackbeilen und Messern. Ein süßlich-stechender Geruch erfüllt die Luft, Benzin mischt sich mit Blut, Gewürze mit Marihuana. Fasziniert bleibe ich bei einem älteren Gewürzhändler stehen, der mit einer Kelle aus verschiedenen Bottichen schöpft und sein eigenes, ganz spezielles Ras el-hanout herstellt, jene Gewürzmischung mit allen Düften des Orients, die, manchmal über vierzig Bestandteile enthaltend, immer ein bestgehütetes Geheimnis ist und alle Speisen auf eine unglaubliche Weise veredelt. So beschreibe ich in meiner Erzählung „Nacht über Marrakesch“ Eindrücke vom Besuch der Souks in Marrakesch.  Ein ähnliches Erlebnis mit einem Gewürzhändler hatte ich jedoch im "

Weißer Rum von der Blumeninsel

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"Komm, trau dich!" Sie lächelt mich erwartungsvoll an. Natürlich traue ich  mich! Da hab ich doch schon ganz andere Sachen erlebt. Also lehne ich mich in dem gemütlichen Korbsessel zurück, setze den kleinen durchsichtigen Becher an die Lippen und trinke die Flüssigkeit, die genauso transparent ist wie das Gefäß, in einem Zug aus. Der weiße Rum fließt meine Kehle hinab in die Eingeweide. Und ich spüre jeden Zentimeter seines Weges. Das Zeug hat es in sich! Doch berichten wir von Anfang an: Calheta liegt an der Südwestküste Madeiras. Touristen schätzen den Ort vor allem wegen seiner zwei kleinen, künstlich angelegten Sandstränden, die jedoch jedem, der zum Beispiel die Costa de la Luz in Spanien kennt, nur ein besonders müdes Lächeln abringen. Die größere, wenig bekannte Attraktion ist dagegen die Engenhos de Calheta, die Zuckermühle. Nur vier davon gibt es auf der gesamten Insel, in Calheta ist sie Produktionsstätte und Museum zugleich. Die Walzen Von Ostern bi

Schwarzer Degenfisch und tropische Früchte

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Manuel nickt zufrieden und lächelt so breit, dass ihm beinahe die selbstgedrehte Zigarette aus dem Mundwinkel fällt. Der Fang der vergangenen Nacht ist äußerst üppig ausgefallen. Der Fischer aus C â mara de Lobos ist wie schon sein Vater und Großvater hinausgefahren, um den „espada preta“, den Schwarzen Degenfisch, mühsam mit langen Angelschnüren aus 600 bis 1500 Metern Tiefe hinaufzuziehen. Manuel startet den Motor seines kleinen Kutters und nimmt Kurs auf Funchal, der Hauptstadt der Insel Madeira. Während das Boot langsam die sanften Wellen des heute Morgen ruhigen Atlantiks zerteilt, denkt Manuel an die Jahre seiner Jugend, als sein Vater ihn in die Kunst der Fischerei eingewiesen hat. Damals gab es jeden Tag einen vollen Korb mit den über einen Meter langen Tiefseefischen. Die Entdeckung des Degenfischs war mehr ein Zufall: Fischer fanden ihn, als sie ihre Angeln immer tiefer hinab senken mussten, da die Fische, die näher zur Wasseroberfläche gefangen wurden, immer weniger wurde